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Carlone, Giovanni Battista |
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CARLONE,
Giovanni Battista |
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1.
CARLONE, Giovanni Battista (Thime, Becker. 1912, S.7)
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2.
BERUFSBEZEICHNUNG
Baumeister
und Architekt |
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3. BIOGRAPHIE
Giovanni
Battist Carlone dürfte um 1580/90 geboren sein und starb
in Wien am 28.12.1645.
Wie G.B. Carlone selbst in seinem Testament
vom 27. November 1645 angegeben hat, stammte seine Familie aus
Verna,
im Bistum Como (Hajdecki,1906, S. 44ff).
Giovanni Battista Carlone versah sein Testament mit dem Petschaft,
dessen Wappentier ein Löwe mit einem Zweig in den Pranken
ist. Das Wappen entspricht dem der Carlone aus Rovio, so war G.B.
Carlone wohl mit den Carlone aus Rovio verwandt (Lienhard -Riva
,1945, S.88f).
Über seine Ausbildung, die Wanderjahre und über die
ersten Jahre seiner Berufskarriere wissen wir nichts.
Ab 1614 stand er als Baumeister im Dienst des Fürsten Karl
von Lichtenstein, für den er möglicherweise bereits
1605
gearbeitet hatte (Haupt,1984, S.42ff).
Am 29. September 1614 wurde G.B. Carlone "in Abschlag seiner
Besoldung" aus der fürstlich Liechtensteinschen Kasse
mit 70 fl. Honoriert (Fleischer,1910, S. 4f; Wilhelm, 1976, S.
29f.).
Von 1620 bis 1637 war G.B. Carlone Hofbaumeister des Kaisers Ferdinand
II. Seit 1633 gehörte er dem Hofstaat der Kaiserin Eleonore
von Gonzaga an. In Wien geht die Kaiserkapelle bei den Kapuzinern
wohl auf seine Planung zurück. Mit Carlones Namen kann man
in dieser Periode vor allem die Umbauarbeiten in der Wiener Hofburg
verbinden, an der Schatzkammer und
am Ballhaus. Neu gebaut wurde
das neue Saalgebäude der Wiener Hofburg, aufwändig umgebaut
wurde die repräsentative Königliche Burg in Pressburg
(Fidler, 1990, S. 63,65f).
Giovanni Battista Carlone leitete in Valtice den Umbau des dortigen
Schlosses. Im nahen Lednice baute er für den Fürsten
Carl von Lichtenstein eine Sommerresidenz. Außerdem arbeitete
Carlone im Lichtensteinschen Auftrag auch im Schloss Bùcovice
und in Plumlov / Plumenau.
Seit 1637 arbeitete G. B. Carlone in Ungarn für den Grafen
Paul Pàlffy. Seit 1632 arbeitete Carlone wohl auch für
die ungarischen Adeligen Batthyàny und Eszterhàzy
(ÖKT, 1974, S.400). 1630 entwarf G.B. Carlone das "castrum
doloris"für Rombaldo XIII. Collalto.
Von 1634 bis zu seinem Tod 1645 arbeitete Carlone am Umbau des
Stiftes und der Stiftskirche in Klosterneuburg. 1638 bis 1644 beschäftigte
ihn Graf Giovanni Battista von Verdenberg. Für den Erzherzog
Leopold Wilhelm errichtete G.B. Carlone
eine Kapelle bei den Paulanern
auf der Wieden (Haupt, 1980) deren Kirche nach Carlones Plänen
1633 gebaut wurde.
1641 befand sich G.B. Carlone im "dienstlichen Auftrag "
in Brünn, wo er mit Giovanni Battista Erna, dem Brünner
Bau-
meister, Konsultationen führte. Es könnte sich um
Fortifikationsarbeiten gehandelt haben (Fidler, 1990, S.66).
Dass sich Giovanni Battista Carlone auch am Bau des Schönbrunner
Schlosses für die Kaiserin-Witwe Eleonora beteiligte,
ist
zwar sehr wahrscheinlich, urkundlich aber nicht gesichert. Urkundlich
belegt ist hingegen 1642 seine Tätigkeit in der
Favorita
auf der Wieden (ÖKT, 1980, S. 238,248).
Höchstwahrscheinlich hat sich G.B. Carlone auch an der Barockisierung
der Seitenschiffe in der Michaelskirche in Wien beteiligt, wo
er nach seinem letzten Willen begraben werden wollte (Fidler,
1990, S. 66).
Giovanni Battista
Carlone war dreimal verheiratet. In seinem Todesjahr lebten noch
sein Sohn Martin und drei Töchter.
Seine erste Frau Domenika starb am 24.1.1641. Aus dieser Ehe
stammte der Sohn Martin und die mit dem Baumeister
Simon Retacco
verheiratete Tochter Franziska.
Carlones zweite Frau war Maria, Tochter des Kammerdieners von
Kaiser Ferdinand II., Georg Pichlmayr. Sie starb kurz
nach der
Hochzeit am 4.9.1641.
Ein Jahr Später am 1.8.1642 heiratete G.B. Carlone Elisabeth,
die Tochter des bereits verstorbenen Martin Retacco, die ihm noch
zwei Töchter gebar (Fidler,1990, S.63).
G.B. Carlones engster Mitarbeiter war sein Neffe Carlo Martino
Carlone. Er bestimmte ihn gemeinsam mit seiner Frau zum Vollstrecker
seines Testaments und vermachte ihm unter anderem auch seine Kanzlei
mit dem Reißtisch, dem Reißzeug,
den Instrumenten,
Abrissen und Büchern.
Über G.B. Carlones materielle Verhältnisse lässt
sich anhand der spärlichen Quellen und seines Testaments
einiges
aussagen: Spätestens seit 1631 gehörte ihm ein
Haus mit Garten in der Kottgasse vor dem Kärntner Tor. Ein
zweites Haus besaß er am Khienmarkt, das später in
den Besitz von Carlo Martino Carlone überging. Bei seinem
Tod konnte Carlone mehr als 3.000 fl. in bar vermachen (Fidler,1990,
S. 64). |
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4. FAMILIEN-,
FREUNDES- UND AUFTRAGGEBERKREIS
Aus den zahlreichen
Eintragungen in den Wiener Tauf- und Trauungsbüchern lässt
sich auch auf den Freundeskreis
schließen. Der eine Teil
von G.B. Carlones Freunden stammte aus dem bürgerlichen Milieu
und aus den Kreisen der kaiserlichen Dienerschaft, wie z.B. seine
zweite Frau und deren Trauzeugen.
Valentin Stampa, der Kammerdiener und Zahlmeister der Kaiserin-Witwe Eleonore von Gonzaga gehörte zum Kreis seiner Auftraggeber.
Der Wiener Notar der italienischen Gemeinde, Dominik Longon und
Andreas Antonini waren Freunde aus dem Umkreis der italienischen
Landsleute in Wien.
Sein Neffe Carlo Martino Carlone war sein engster Mitarbeiter,
Carlone vermachte ihm unter anderem seine Kanzlei.
Befreundet war G.B. Carlone auch mit dem Hofbildhauer Hans Leonhard
Worster und mit Hans Frech, dieser war kaiserlicher Kammertischler
und Hofbildhauer.
Als Trauzeuge war G.B. Carlone bei der Hochzeit des Stuckaeurs
Pietro Castelli aus Milbi mit der Witwe von Domenico Canevale
- zusammen mit Johann Baptist Wurz und dem Steinmetz Giacomo Petruzzi.
Am 12. November 1645 trat G.B. Carlone als Trauzeuge bei der Hochzeit
von Silvestro Carlone aus Scaria auf, der die Witwe des Maurermeisters
Andrea Allio heiratete - Lucia geb. Retacco.
1636 war G.B. Carlone Trauzeuge bei der Hochzeit von Santin Ziseschi
mit Viktoria, der Witwe des Antonio Vallenegro.
Zum Kreis der Auftraggeber gehörte der Graf Collalto für
ihn errichtete G.B. Carlone das "castrum doloris".
Für den Fürsten Karl von Liechtenstein arbeitete G.B.
Carlone im Schloss Bùcovice und in Plumlov/Plumenau,
ferner
errichtete
er eine Sommerresidenz.
Spätesten 1620 trat Carlone als kaiserlicher Architekt in
den Dienst Ferdinands II. 1633 wurde Carlone auch dem Hofstaat
der Kaiserin Eleonora von Gonzaga zugeteilt.
Seit 1637 arbeitete Carlone in Ungarn für den Grafen Paul
Pàlffy. Seit 1632 arbeitete G.B. Carlone auch für
die ungarischen Adeligen Batthyàny und Esterhàzy.
1628 stand Carlone in Verbindung mit dem Prager Erzbischof Kardinal
Graf Harrach.
1638 bis 1644 beschäftigte ihn Graf Giovanni Battista von Verdenberg.
Für den Erzherzog Leopold Wilhelm errichtete G.B. Carlone
eine Kapelle ( Fidler, 1990, S.63-67). |
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5.
WERKE (WIEN)
Da die Hofeinnahmen
in der Amtsperiode G.B. Carlones so gut wie vollständig für
die Kriegsführung aufgebraucht wurden und
die Bautätigkeit
des Kaisers sich auf Adaptierungen und Umbauten beschränkte,
sind von dem kaiserlichen Architekten Giovanni Battista Carlone
keine größeren Leistungen zu erwarten.
Der Titel und das Amt des kaiserlichen Architekten
eröffnete
Carlone einen breiten Kreis von kirchlichen und adeligen Bauherren.
Giovanni Battista
Carlones Tätigkeit als Lichtensteinscher Hofarchitekt:
5.1 Die Schlossresidenz zu Valtice/Feldsberg
In Valtice
beaufsichtigte G.B. Carlone den Bau der neuen Schlossresidenz
und die Regulierung der Residenzstadt (Wilhelm, 1944). Er war als
"Hofarchitekt" nicht nur für die Führung des
Baubetriebes zuständig sondern lieferte auch sämtliche
Plan-
risse.
Die erste Bauphase dauerte von 1612 bis 1617. Seit spätestens
1614 leitete G.B. Carlone den Bau, erst 1626 bis 1628 wurde der
Bau wiederum unter der Leitung Giovanni Battista Carlones fortgesetzt
( Haupt, 1983 ).
Die Liechtensteinsche Residenz in Valtice war Zukunftsweisend in
der strengen Axialität seiner Komposition. In der Fassadengestaltung
setzte Carlone noch keine Seitenprioritäten. Die Achse -
einer "via triumphalis" nicht unähnlich - lief
durch das Portal des zweigeschossigen, durch Ecktürme mit
Terrassen flankierten Einfahrtstraktes, über den Vorhof und
eine Schlossbrücke in den Haupthof hinein (Fidler, 1990,
S. 67-69).
5.2 Schloss und Garten in Lednice/Eisgrub
Die zahlreichen,
jedoch wenig aussagekräftigen Nachrichten über die Bau- und Gartenarbeiten in Lednice 1613 bis 1626 ermöglichen kaum
eine Vorstellung über deren Ausmaß und Charakter. Die
Oberaufsicht über die Arbeiten hatte seit 1614 Giovanni Battista
Carlone, der noch 1626 in Lednice tätig war. In den Quellen
werden 1626 Türme, die man auf dem Schloss aufsetzte, erwähnt
(Wilhelm, 1976 , S. 30).
Die Arbeiten am Schloss in Lednice wurden seit 1631 von Giovanni
Giacomo Tencalla fortgesetzt. Tencallas Anteil an dem
alten Lednicer
Schloss von der Leistung Carlones genauer trennen zu wollen, wäre
bei der jetzigen Bildquellenlage ein abenteuerliches Unterfangen
(Fidler, 1990, S.69f.).
5.3 Prager Residenz des Fürsten Karl von Liechtenstein
Die lange,
ca. 22-achsige Straßenfront der Liechtensteinschen Residenz
präsentiert sich auf dem Stich J.J. Dietzlers aus dem Jahre
1743 in einer architektonisch nüchternen Form. Die Straßenfront
der Prager Residenz des Fürsten Karl von Liechtenstein geht
noch der Fassade des Palais Waldstein ( nach 1625) voraus und
stellt damit die erste monumentale Fassadenlösung des neuen
Stils in Prag dar (Fidler, 1990, S.71).
Die Stilanalyse der lediglich durch den oben erwähnten Stich
überlieferten Fassade des Palais Liechtenstein kann kaum
mehr als eine Basis für die Lösung der Urheberschaftsfrage
bieten. Die Zuschreibung der Prager Residenz an den Liechtensteinschen
Hofarchitekten Giovanni Battista Carlone wäre aus stilistischen
Gründen jedoch durchaus denkbar. Der Bauherr stand in dem
Zeitraum auch mit anderen Architekten und Baumeistern in Verbindung
( Haupt, 1983 ).
5.4 Palais Liechtenstein, Wien
Wie Fleischer
ohne Quellenangabe berichtet, ließ sich Karls Bruder, Fürst
Maximilian von Liechtenstein, in Wien 1628 von Giovanni Battista
Carlone ein Haus ausführen( Fleischer, 1910, S.31).
G.B. Carlones Tätigkeit für Graf Johann Baptist Verda
von Verdenberg.
5.5 Schloss Grafenegg
Die kargen,
jedoch wohl proportionierten Formen des Grafenegger Schlosses
erhärten den planurheberischen Anspruch des Verdenberschen
Architekten G.B. Carlone auch stilistisch. Die Schlossfassade,
deren einzige architektonische Akzente rustizierte Ecken bilden,
erinnern an die Fassadengestaltung der Carlonschen Bauten in Pressburg
( Eine Radierung von Vischer aus dem Jahre 1672 und Aquarelle
von 1800. Abb. Siehe : ÖKT, I., Grafenegg ( Fidler, 1990,
74f.)).
5.6 Kaiserkapelle bei den Wiener Kapuzineren
Im Juni 1638
wird Giovanni Battista Carlone im Zusammenhang mit der Kaiserkapelle
bei den Kapuzinern namentlich erwähnt. Eintragung in dem
"Giornale" des Grafen Johann Baptist von Verdenberg,
der den Bau 1627 bis 1729 vorfinanzierte.
Die Verbindung G.B. Carlones zur Kaiserkapelle wird indirekt auch
durch die überlieferte enge Beziehung des Architekten zu
dem in der Kapelle tätigen Bildhauer Leonhard Worster erhärtet
( Kusin, 1949).
5.7 Das "Catrum Doloris" für Rombalto XIII., Graf Collalto
Laut einer
detaillierten Abrechnung errichtete Giovanni Battista Carlone
1630 in der Wiener Minoritenkirche ein "castrum
doloris"
für den Vorsitzenden des Kriegshofrates, Graf Rombalto XIII.
Collalto (Fidler, 1990 S.77 nach: Richter, 1959, S.88f.).
Es ist kein Stich mit der Darstellung dieser ephemeren Architektur
bekannt. Anhand der präzisen Aufstellung der Künstler,
die sich an der Ausführung des "castrum doloris"
beteiligt haben lässt sich die Form des "castrum doloris"
im großen und ganzen ziemlich verlässlich rekonstruieren.
Über die Maße dieser ephemeren Architektur, die den
kaiserlichen castra doloris in der Augustinerkirche kaum nachstand,
liegen keine Nachrichten vor.
5.8 Umbau der Königlichen Burg zu Pressburg
Kaiser Ferdinand
II. und der ungarische Landtag beauftragten 1630 den Pressburger
Graf Paul Pàlffy, die Burg zu renovieren
und umzubauen.
Die Bauarbeiten von 1636 bis 1649, nach den Plänen des kaiserlichen
Architekten Giovanni Battista Carlone und unter der Leitung des
Graubündner Baumeisters Giovanni Albertallo, wurden vorwiegend
von der "Carlonschen", später von Lucheses Bautruppe
getragen (Fidler, 1990, S.78).
Das Erscheinungsbild des Schlosses in Pressburg nach dem Carlonschen
Umbau lässt sich heute lediglich anhand der zeitgenössischen
Beschreibungen, einiger Bauaufnahmen aus dem 18. Jahrhundert und
alter Ansichten rekonstruieren. Eine Bauaufnahme aus dem 18. Jh.
befindet sich in der Wiener Albertina - H 1358 und wurde von Menclovà,
Hrad (zit. In Anm. 151) S.521, Abb.16 publiziert.
Die Burg wurde um das dritte Obergeschoss aufgestockt und bekam
vier Ecktürme. Der Architekt musste außer einer Reihe
von Repräsentationsräumen und der Wohnung für die
kaiserliche Familie auch Amts - und Wohnräume des ungarischen
Stadthalters schaffen.
Der Westtrakt war ein Neubau. Die alten Ansichten der Burg vermitteln
noch das Aussehen der schlichten Fassadenge-
staltung mit der einigermaßen
regelmäßigen Fensterachsenaufteilung und den bossierten
Ecken der Türme.
Der Umbau der Pressburger Burg von 1635 trug in gewisser Hinsicht
den Charakter einer politischen Manifestation (Fidler, 1990, S,
80).
5.9 Das "Saalgebäude" der Wiender Hofburg
Im Sommer
1629 erhielt der kaiserliche "Baumeister" Giovanni Battista
Carlone in acht Raten 9.200 fl. für das "Saalgebäude
in der alten Burg" (ÖKT, S.166 -169). Ein Jahr später,
im August 1630 , wird bereits über den fertigen Saalbau berichtet.
Obwohl wir keine Bauaufnahme oder Plandokumentation zu dem Saalgebäude
von 1629 bis 1630 kennen, bereitet die Lokalisierung im Baugefüge
der alten Hofburg keine Schwierigkeiten. Das Saalgebäude
stand an der Stelle der heutigen Redoutensäle Der Grundriss
des Saales mit dem Vorsaal ist der Bauaufnahme der Hofburg von
J.L. Hildebrandt von 1724
zu entnehmen.
Die Wandgestaltung des Saalinneren ist möglicherweise durch
einen anlässlich der Erbhuldigung für den Nieder-
österreichischen
Landesfürsten Ferdinand IV. von 1651 im Jahre 1654 herausgegebenen
Stich überliefert (ÖKT, XIV, Hofburg Abb. 138).
5.10 Umbau der Burg Forchtenstein
Die urkundlich
überlieferten Baumeister Simone Retacco und der Polier Domenico
Carlone (Schmeller - Kitt ,1982, S.5, 47)
sind als entwerfende
Architekten nicht belegt. Simone Retacco war ein Verwandter und
Mitarbeiter des kaiserlichen Archi-
tekten Giovanni Battista Carlone,
dessen Projekte er mehr als einmal auszuführen hatte. Der
gesellschaftliche Rang Nikolaus Eszterhàzys lässt
die Anstellung des kaiserlichen Architekten beinahe zwingend erscheinen.
G.B. Carlone baute damals
auch den ungarischen Königssitz
mit der Wohnung des Palatins in Pressburg (Fidler ,1990,
S.86).
Obwohl G.B. Carlone urkundlich nicht direkt in Forchtenstein belegt
ist, steht Giovanni Battista Carlone für die Urheberschaft
der Umbaupläne der Forchtensteiner Burg ernsthaft zur Diskussion.
Der Architekt bemühte sich um eine ausgeglichene und übersichtliche
Raumkomposition, die sich spiegelgleich beiderseits der Schlosshofachse
entfaltete. Seine Kunst besticht
durch überzeugende Proportionsreinheit
und Zurückhaltung im dekorativen Detail.
Die Burg Forchtenstein präsentiert sich noch heute weitgehend
in ihrem Erscheinungsbild aus dem 17. Jahrhundert (Abb. c I.
Burg Forchtenstein von Norden; c II. Burg Forchtenstein Ostfront).
5.11 Umbau der Stiftskirche in Klosterneuburg
Als Giovanni
Battista Carlone 1637 Pläne zum Ausbau des Nordturmes der
Stiftskirche vorlegte und die Bauführung des Kirchenumbaues
übernahm, war die Barockisierung des Augustiner-Chorherrenstiftes
bereits weit fortgeschritten (Ilg, 1890,
S 104-128. Wagner- Rieger,
1963, S. 137-179. Klaas, 1975, S.7-20).
1637 wurde der Ausbau des Nordturmes der Stiftskirche in Angriff
genommen, zu dem G.B. Carlone einen Planriss lieferte,
der sich
zum Teil an die Formen des alten mittelalterlichen Südturmes
halten sollte. Gleichzeitig ließ Carlone auch den alten
Vierungsturm und das Gewölbe im Langhaus abtragen. Es besteht
kaum ein Zweifel, dass der Umbau des Langhauses und
die Verwandlung
der romanischen Seitenschiffe nach einem einheitlichen Bauprogramm
unter der Leitung von G.B. Carlone durchgeführt
wurden.
Die von Giovanni Battista Carlone umgebaute Stiftskirche war ein
dreijochiger, durch die Raumaddition der einzelnen Raumzellen
entstandener Saal mit basilikalem Querschnitt, mit drei geräumigen
Seitenkapellenpaaren, einer dreischiffigen hallenförmigen
Westempore und einem langen, rund abgeschlossenen Chor.
Mit dem Umbau der Stiftskirche schuf Carlone einen der "modernen" Liturgie gerechten Kirchenraum mit einem auf den
Hochaltar ausgerichteten Saal für die "Kirchengemeinde"
und Seitenkapellen für den "intimen" Gottesdienst.
Er behielt
auch die Außenmauern des mittelalterlichen Gotteshauses
und dessen tragendes Pfeilersystem bei und kam im Außenbau
den Bedürfnissen des Bauherrn nach, die Altertümlichkeit
der Klosterneuburger Chorherrenniederlassung architektonisch
durch
konsequente Verwendung des mittelalterlichen Formenapparates bei
der Gestaltung der Westfront und der Seitenfassaden zu bewahren
(Fidler, 1990, S.88-90).
5.12 Die Villa Suburbana des Grafen Pàlffy in Pressburg
Im Jahre 1636
nahm Paul Pàlffy den Bau seiner eigenen Residenz unter
der Burg in Angriff, beide Bauunternehmen liefen parallel. Der
Bau schritt schnell voran, bereits 1640 waren die Gebäude
größtenteils unter Dach.
Das Gartenpalais unter der Burg diente den Pàlffys bis
zum Jahre 1870. Im späten 19. Jahrhundert und im 20. Jahrhundert
wurde das Objekt weitgehend dem Verfall preisgegeben.
Alte Bauaufnahmen belegen ziemlich verlässlich das Erscheinungsbild
des Gartenpalais unter der Burg.
Der Fund einer Bauaufnahme des Gartenpalais Pàlffy, die
von dem Pressburger Baumeister Franz Portenhauser stammt
und in
der Wiener Albertina aufbewahrt wird, ermöglicht eine verlässliche
Rekonstruktion der Raumdisposition des Baues.
Das Bildmaterial bietet konkrete Hinweise zur Rekonstruktion ihrer
äußeren Form. So waren die Fassaden der Residenz
extrem
streng und einfach.
Die Pàlffysche Gartenresidenz in Pressburg gilt als gesichertes
Werk von Giovanni Battista Carlone. Auch wenn im Detail
die Leistungen
Carlones schwer zu analysieren sind, veranschaulicht die erhaltene
Dokumentation seine architektonische Grundidee.
Giovanni Battista Carlone nützte das abfallende Gelände
unter der Königlichen Burg optimal zur Errichtung einer bemerkens-werten
Gartenanlage mit einer "villa suburbana" aus. Carlones
Gestaltungsprinzipien sind schlicht. Den Grundriss der Pàlffyschen
Gartenresidenz gestaltete Carlone aus wohlproportionierten Raumeinheiten.
Die Repräsentationsräume und der architektonisch gestaltete
Garten bildeten ein Ganzes. Bei der Gestaltung der Fassade ging
Carlone mit der für ihn charakteristischen Zurückhaltung
ans Werk und beschränkte sich auf die kontrastreiche Wirkung
der glatten Wand mit
dezent eingefassten Fenster- und Portalausschnitten
( Fidler, 1990, S.90-99). (Abb. c Königliche Burg und Gartenpalais
Pàlfy in Prissburg).
5.13 Die Paulanerkirche - Hl. Schutzengel
Die Paulanerkirche
auf der Wieden ist das früheste urkundlich gesicherte und
erhaltene Werk Giovanni Battista Carlones in Wien. 1627 wurde
der Grundstein zum Kirchen- und Klostergebäude gelegt. Zunächst
wurde nur am Klosterbau gearbeitet.
Ob sich G.B. Carlone als Projektant
auch an dem formal schlichten, von dem Wiener Baumeister Giovanni
Gaba ausgeführten Klostergebäude beteiligte, ist noch
unklar.
Seine Urheberschaft bei den Plänen zum Kirchenbau ist jedoch
urkundlich gesichert. Carlone hatte bei dem Bau auch die Aufsicht
inne.
Die Bauarbeiten an der Kirche dauerten bis zur Weihe im Jahr 1651.
Giovanni Battista Carlone hatte nach
1642 die Gestaltung der von
Erzherzog Leopold Wilhelm gestiftete Kapelle in Auftrag (Haupt,
1980).
Die Paulanerkirche ist im Bauvolumen ein bescheidener und im architektonischen
Apparat schlichter Bau. (Abb. c I. Paulanerkirche).
Die Kirche ist ein dreijochiger Saalraum mit basilikalem Querschnitt,
der auf beiden Seiten jeweils in drei
tiefen Kapellen offen ist.
Die gleiche Klarheit der architektonischen Komposition wie die
Wandgestaltung zeigt auch der Kirchengrundriss. Spätere Bauveränderungen
und Zugaben haben den ursprünglichen Ausdruck des Frontispizes
der Paulanerkirche unklar gemacht.
Es ist jedoch nicht schwierig,
anhand der zeitgenössischen Abbildungen sein ursprüngliches
Erscheinungsbild herauszu-schälen (Abb. c II. Paulanerkirche).
5.14 Pfarrkirche zu Strass
1637 suchte
Graf Johann Baptist Verdenberg beim Bischof von Passau um die
Erlaubnis an, in Strass eine neue Kirche
bauen zu dürfen
(ÖKT, 1907 S. 537-541). Die Strasser Kirche ist, ähnlich
wie die Verdenbergsche Patronatskirche in Nàmèst,
ein einschiffiger Saal mit einem durch ein Seitenkapellenpaar
gebildeten "Querhaus".
Die Gestaltung der Strasser Kirchenfront unterscheidet sich nur
unwesentlich vom Muster der Paulanerkirche in Wien. Sie ist ebenfalls
dreiachsig mit einem hohen Attikaaufsatz.
Der Kirchenturm wird nach Stockwerken durch geschichtete Lisenen-rahmen
gegliedert (Abb. c Straß Pfarrkirche, Campanile). Diese
Gestaltungsweise inklusive des verkröpften Bandgesimses entspricht
im großen und ganzen dem Gliederungsprinzip des Glockenturmes
der Paulanerkirche in Wien.
Die Architekturformen der Kirche zeigen große Paralellen
zu dem Werk G.B. Carlones
(Fidler, 1990, S.101f.).
5.15 Pfarrkirche zum Hl. Johannes d. Täufers in Nàmèst/Naiest
Die gotische
Pfarrkirche in Nàmèst brannte 1639 aus. Graf Johann
Baptist von Verdenberg ließ sie durch einen Neubau ersetzen,
der bereits 1641 geweiht wurde.
Die Pfarrkirche von Nàmèst ist ein einfacher Saalraum
mit seichten Altarnischen zwischen den Wandpfeilern. Die Wand-gestaltung
des Kircheninneren ist schlicht. Schlicht und zurückhaltend
bietet sich dem Betrachter auch die Kirchenfront dar (Abb. c
Nàmèst nad Oslavou).
Die Architekturformen der beiden Verdenbergschen Kirchen zeigen
genug Paralellen zu dem Werk Carlones. Die Paulaner-kirche in Wien
bietet sich zu einem überzeugenden Vergleich an (Fidler,
1990, S.103f.).
5.16 Die Barmherzigerkirche in Wien
Ein Stich von Salomon Kleiner zeigt ihre Fassade im alten Zustand,
der stark die Fassadenlösung der Nàmèster Pfarrkirche
ähnelt (Abb. c I. Barmherzigerkirche; c II. Barmherzigerkirche,
Detail).
Ihrer Zuschreibung an Giovanni Battista Carlone steht mit Einschränkungen
nichts im Wege (Fidler, 1990, S104).
5.17 "Paradeisgarten" und Lustgarten
Im Juli 1640
berichtete der kaiserliche Schatzmeister Matthias von Pallinger
über eine Gewölbesenkung in der Schatzkammer der Wiener
Hofburg.
Giovanni Battista Carlone schlug eine neue Schatzkammer vor, legte
einen Planriss und einen von Lukas Frischenhauser verrechneten
Kostenvoranschlag in der Höhe von 4.540 fl. vor (Abb. c
I. Sanierungsprojekt für das Schatz-kammer- und Ballhausgebäude).
Das kaiserliche Reskript von 24.9.1640 ordnete eine nochmalige
Überprüfung der Sanierung der alten Schatzkammer unter
besonderer Berücksichtigung der Vorschläge Spazzos und
Carlones an. Am 29.10.1640 konnte Ferdinand III. dann bereits
sein Placet zur Sanierung der alten Schatzkammer im Sinne der
Empfehlungen der Baukommission und namentlich jener
von Spazzo
sowie von G.B. Carlone geben.
Die Arbeiten unter der Leitung des Hofmaurers Giovanni Gada wurden
in Angriff genommen. Die Bautätigkeit im Bereich der alten
Schatzkammer beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Sanierung
des baufälligen Objektes aus dem 16. Jahrhundert
In die vorgenommene Umgestaltung wurde auch der "Paradeisgarten"
einbezogen, es wurde auch eine neue Grotta errichtet.
Die anlässlich der Sanierung der baufälligen Schatzkammer
entstandene Plandokumentation informiert auch über den
Charakter
der geplanten Bauänderung in den beiden Hofburggärten
(Sitte,1909, S.99- 112).
Besonders informativ sind diesbezüglich drei Baupläne,
die jedoch von zwei verschiedenen Händen beschriftet sind
(Fidler, 1990, S.106), (Abb. c II. Projekt für die Bausanierung
der Schatzkammer und für die Umgestaltung des Hofgartens;
c III. Projekt für den Paradiesgarten; c IV. Querschnitt
des Ballhaus- und Schatzkammertraktes).
5.18 Schönbrunn
Giovanni Battista
Carlone gehörte bekannterweise seit 1633 auch zum Hofstaat
der Kaiserin. So fiel wohl auch die "Maisson
de plaissance"
Schönbrunn alias Kotterberg in seine Amtskompetenz.
Eleonora von Gonzaga ließ neben der alten Kotterburg nach
1642 ein Schloss, nach einem von Kaiser Matthias errichteten Brunnen
Schönbrunn genannt, errichten (Raschauer, 1960, S.15-39).
Es fehlen detaillierte zeitgenössische Baubeschreibungen,
Bauaufnahmen oder Abbildungen des Schlosses. Daher können
wir uns nur ein sehr unbestimmtes Bild von dem heute spurlos verschwundenen
Lustschloss der Kaiserin Eleonore von
Gonzaga machen (Rauscher,
1960, S.129).
Das äußere Erscheinungsbild des Lustschlosses Schönbrunn
ist aus der schematischen Ansicht des "kaiserlichen Lust-
und Thiergarten Schenbrunn" von G.M.Vischer aus dem Jahr
1672 zu ersehen.
Das Lustschloss der Kaiserin Eleonore von 1642 war ein mächtiger
dreigeschossiger 16-achsiger Baublock. Die lange,
monotone Fassadenfront
zeigt auf der schematischen Darstellung Vischers keine Gliederung.
Ihre Fensterachsen variieren jedoch bereits gerade Fensterverdachungen
mit Segment- und Dreiecksgiebeln.
5.19 Die "Favorita" auf der Wieden
Obwohl Giovanni
Battista Carlone in seiner Funktion als kaiserlicher Architekt
urkundlich im Zusammenhang mit der Favorita
auf der Weiden 1642
erwähnt wird, lässt sich aus dieser Nachricht nicht
eindeutig auf seine Teilnahme an einem Gesamt-
umbau der Favorita
schließen.
Die Bauphasen der Favorita vor 1683 lassen sich nach wie vor nicht
annähernd datieren (Fidler, 1990, 109).
Die Abbildungen des Baues von Vischer aus dem Jahre 1672 und von
W.W. Praemer (Abb. c Favorita auf der Wieden 1678), also vor dem
Tencallaschen Umbau von 1687 bis 1690, sind ziemlich schematisch und
erlauben keine verlässlichen Schlüsse. Die Betonung
der einzelnen Baueinheiten durch Eckrustika sowie die Portal- und Fensterformen entsprächen durchaus der Carlonschen "maniera".
5.20 Carlone und die Jesuitenbauten in Wien undTrnava/Tyrnau
Die urkundlich
noch nicht belegte Tätigkeit Giovanni Battista Carlones für
den Jesuitenorden bietet sich aus mehreren
Gründen an. Carlone
stand sowohl dem Orden als auch dessen Gönnern besonders
nahe. Der bedeuternste Gönner der Jesuiten war der Kaiser
selbst. So war der kaiserliche Architekt Carlone, von Amts wegen
mit den mit der umfangreichen Bautätigkeit der Jesuiten verbundenen
Aufgaben, der geeignete Mann. Die Ordensbautätigkeit im Zusammenhang
mit dem Oeuvre Carlones näher zu betrachten, könnte
sich daher wohl lohnen (Fidler, 1990, S. 109f.).
Währen des Kirchenumbaues, der sich bis 1650 hinzog, wurde
die alte Hallenkirche durch Seitenkapellen mit Gruften erweitert.
Die Dienstbündel im Schiff bekamen Stuckkapitelle. Sie hatten
ihren linearen auf den Höhendrang ausgerichteten Charakter
verloren und wurden durch neue Proportionen "vitruvianisiert"
(Abb. c I. Jesuitenkirche am Hof, Inneres; c II. Jesuitenkirche
am Hof, Kapellenfenster). Diese Barockisierung veränderte
grundsätzlich den Raumcharakter der ehemaligen Karmeliterkirche
(Weczerzik, 1908 ; Kurz, 1930). Dem einstigen Raumkontinuum wurde
nun ein horizontales tektonisches System aus Stützen und
Lasten entgegengesetzt.
1622 bis 1625 bauten die Jesuiten mit der Unterstützung des Kaisers
Ferdinand II. das alte Karmeliterkloster zu einem Professhaus
um.
Das von Kaiser Ferdinand II. neu gegründete Jesuitenkolleg
mit der Kirche, drei Internaten und vier Studentenbursen, rief
eine umfangreiche Bautätigkeit hervor, deren Architekt jedoch
bis heute anonym geblieben ist.
Am 21.10.1622 beschloss Ferdinand II. eine Reorganisation der
baulichen und organisatorisch wenig kompakten Alten Universität
und ihre Übernahme durch den Jesuitenorden (Bösel,
Holzschuh - Hofer, 1985, S. 103-110).
In der Pariser Nationalbibliothek befinden sich drei unausgeführte
Entwürfe, anhand derer man die allmähliche Entwicklung
der gesamten architektonischen Idee verfolgen kann (Vallery- Rabot,
1960).
5.21 Die Jesuitenkirche in Wien
Bereits 1623 lagen Planvarianten des neuen Komplexes vor, und
im Frühjahr 1624 wurde die Grundsteinlegung vorgenommen.
Die Kirchenweihe der neu errichteten Jesuitenkirche war im Jahr
1631. diese Kirche galt noch im 18. Jahrhundert in den
Ländern
der Donaumonarchie als "Norma Viennensis", als ein verbindlicher
Raumtypus (Fidler, 1990, S. 110).
Die
ursprüngliche Wandgestaltung der von Andrea Pozzo nach
1703 umgebauten Jesuitenkirche lässt sich heute lediglich
rekonstruieren.
Die von Fidler angestellten Stilvergleiche und Beobachtungen weisen
darauf hin, dass der Bau ein Werk von Giovanni Battista Carlone
sein könnte (Fidler, 1990, 112-115).
5.22 Das Professhaus und die Kirche am Hof
Giovanni Battista
Carlone muss man auch als einen möglichen Kandidaten der
Planurheberschaft für die Jesuitenbautätigkeit
im Areal
Am Hof in Betracht ziehen. Die Bautätigkeit der sog. Unteren
Jesuiten im 17. Jahrhundert lässt sich, was die Kirche betrifft,
anhand des heutigen Baubestandes beurteilen (Perger- Brauneis
1977, S.122-133).
Zu einer Untersuchung der Objekte des Professhauses kann man jedoch
lediglich alte Baupläne und Ansichten heranziehen.
So den
Stich mit der Fassade des Professhauses von B. Kilian aus dem
Jahr 1648 in Perger- Brauneis, Abb. 21.
Die Fassadengestaltung des Professhauses ist lediglich durch einige
Stiche mit unterschiedlicher Aussagekraft überliefert
(Kleiner,
1724).
Alle Darstellungen der Westfassade zum Platz Am Hof zeigen vertikal
nicht gestaltete und lediglich durch bossierte Kordongesimse horizontal
aufgeteilte Flächen. Die Fenster hatten in allen Geschossen
einfache Umfassungen.
Die schlichten Formen der Fassade des Professhauses Am Hof entsprechen
durchaus dem Architekturinstrumentarium des kaiserlichen Architekten
Giovanni Battista Carlone (Fidler, 1990, S.116-117).
5.23 Die Jesuitenkirche in Trnava
Die Trnavaer
Universitäts- oder Jesuitenkirche wurde immer mit dem Wiener
Kirchenbau in Verbindung gebracht, sie war das erste größere
Bauunternehmen der Gegenreformation in Ungarn. Trotz der zahlreichen
Versuche, den Urheber des Projektes
zu ermitteln, der Kirche wurde
sogar eine Baumonographie von Jaroslav Dubnicky gewidmet, blieb
die Trnavaer Kirche bis
heute ein anonymes Bauwerk.
Am 15. Juni 1630 lag ein Vertrag mit Magister Antonio für
die Erbauung der Jesuitenkirche in Trnava nach vorliegenden und
gutgeheißenen Plänen zur Unterschrift vor. Unter Antonio
könnte laut Fidler ( Fidler, 1990, S. 120) Antonio Carlone
gemeint sein. Er war ein Verwandter Giovanni Battista Carlones
und zusammen mit Simone Retacco sein Assistent in der Congregazione.
Die Trnavaer Jesuitenkirche geht typologisch auf das Vorbild der
Wiener Ordenskirche zurück. Beide Jesuitenkirchen zeigen
enge Formparallelen im Raumkonzept und in der Fassadengestaltung.
Im Detail zeigt sich eine enge Formenparallele zu der Fassade
der Wiener Paulanerkirche.
Es bietet sich die plausible Hypothese an, dass Giovanni Battista
Carlone der Urheber des Projektes für die Trnavaer Jesuitenkirche
sei, in dem er sein Raumkonzept der Wiener Ordenskirche nach den
Vorstellungen des Bauherrn variierte. Er dürfte wohl auch
mit dem ausführenden Baumeister Antonio Carlone zusammengearbeitet
haben. Die Gestaltung des architektonischen Details während
der Planausführung geht jedoch offensichtlich auf Antonio
Carlone und seinen Nachfolger Pietro Spazzo zurück (Fidler,1990,
S.123,122).
Das vorliegende
Werkverzeichnis Giovanni Battista Carlones dürfte kaum komplett
sein und es sind von der Barockforschung noch andere Zuschreibungen
zu erwarten, die das Bild des führenden Wiener Architekten
des frühen Seicento bereichern und modifizieren könnten
(Fidler, 1990, S.122).
Ob sich G.B. Carlone auch an dem Umbau der fürstlichen Residenz
in Prag oder an den vom Fürsten unterstützten Kirchenbauten
in Opava/Troppau, Unter- und Oberthemenau beteiligte sowie
am Bau des Majoratshauses in der Wiener Herrengasse, lässt
sich aus den Quellen nicht herauslesen und muss noch untersucht
werden. |
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6.
ABBILDUNGEN
5.10 c I.
Forchtenstein, Burg von Norden, aus: Architektur des Seicento,
Fidler, 1990
c II. Forchtenstein , Burg , Ostfront, aus: Architektur des Seicento,
Fidler, 1990
5.12 c Königliche
Burg und Gartenpalais Pàlffy in Pressburg, Ausschnitt aus
einem Stich von
1735, M. Engelbert.
5.13 c I.
Wien, Paulanerkirche, aus: Architektur des Seicento, Fidler, 1990
c II. Paulanerkirche, in Wien, (S. Kleiner, E. Herget ).
5.14 c Straß, Pfarrkirche, Kampanile, aus: Architektur
des Seicento, Fidler, 1990
5.15 c Nàmèst
nad Oslavou, Pfarrkirche ( I. Schemper).
5.16 c I. Barmherzigerkirche, Frontispiz, Wien, aus: Architektur
des Seicento, Fidler, 1990
c II. Barmherzigerkirche, Deteil, (S. Kleiner, E. Herget).
5.17 c I.
G.B. Carlone (?), Sanierungsprojekt für das Schatzkammer-
und Ballhausgebäude von 1640- 41, Grundriss
(M. Dreger, 108).
c II. G.B. Carlone (?) Projekt für die Bausanierung der Schatzkammer
und für die Umgestaltung des Hofgartens von 1640-41, Grundriss
und Querschnitt (M. Dreger, 107)
c III. G.B. Carlone (?) Projekt für den Paradeisgarten von
1640-41, Grundriss (M.Dreger, 109).
c IV. G.B. Carlone (?) Querschnitt des Ballhaus- und Schattzkammertraktes
von 1640-41 (dorsum von 7.17. 1, M. Dreger, 110).
5.19 c Favorita
auf der Wieden von 1678, W.W. Praemer.
5.20 c I.
Jesuitenkirche Am Hof, Inneres, Wien, aus: Architektur des Seicento,
Fidler, 1990
c II. Jesuitenkirche Am Hof, Kapellenfenster, aus: Architektur
des Seicento, Fidler, 1990 |
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7.
BIBLIOGRAPHIE
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©Hubert
Profanter, September 2002 |
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